Diese Verse und Sprüche fürs Poesiealbum stammen aus einem Buch, das um 1900 erschien. Die Verse eignen sich sowohl für Poesiealben und Freundschaftsbücher, als auch fürs Karten basteln, Basteln im Vintagestil, Scrapbooking, für ATCs, Inchies, Twinchies und generell immer dann, wenn man einen Spruch braucht… 🙂 .
Übrigens kann man sich die Verse und Sprüche fürs Poesiealbum einfach in ein Schriftbearbeitungsprogramm laden und dann in der gewünschten Schrift ausdrucken – eine alte Schrift auf Vellum (Transparentpapier) sieht zum Beispiel ganz besonders edel aus. Die Verse stammen u.a. von Marie Beeg, Schiller, Auerbach, Gottfried Keller, Goethe, Anzengruber, Rittershaus, Bodensteht, Endrulat, Shakespeare, Blüthgen, Blumenthal, Rücker, Jean Paul und Friedrich Freiherr von Logau. Außerdem gibt es noch Texte aus der Bibel und Verse unbekannten Ursprungs.
Willst, o Sterblicher, Du das Meer des gefährlichen Lebens
Froh durchschiffen und froh landen im Hafen dereinst,
Lass, wenn Winde dir schmeicheln, Dicht nicht vom Stolze besiegen,
Lass, wenn Sturm Dich ergreift, nimmer Dir rauben den Mut.
Männliche Tugend sei Dein Ruder, der Anker die Hoffnung.
Wechselnd bringen Sie Dich durch Gefahren ans Land
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Zweifle an der Sterne Klarheit,
Zweifle an der Sterne Licht;
Zweifl‘, ob lügen kann die Wahrheit,
Nur an meiner Liebe nicht
Shakespeare
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Sei noch so arm, was macht Dich reich?
„Ein Herz für fremde Leiden weich“
Sei noch so klein, was macht Dich groß?
„Zufriedenheit mit seinem Los.“
Sei noch so alt, was macht Dich jung?
„Das Herz mit der Erinnerung.“
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Wohl besser ist es, ohne Anerkennung zu leben
Und durch Verdienst des Höchsten wert zu sein,
Als unverdient zum Höchsten sich erheben,
Groß vor der Welt und vor sich selber klein
Friedr. v. Bodenstedt
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Wer Frieden sucht, der freue still
sich seiner Kraft und Gaben;
Wer in der Welt was leisten will,
Muss Kampf und Feinde haben.
Julius Lohmeyer
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Befiehl Dich Gott,
Sei stark in Not,
Bedenk‘ den Tod,
Gib Armen Brot!
Erduld‘ und leid‘,
Und keinen Neid‘,
Fleuch‘ Krieg und Streit,
Hab‘ acht der Zeit!
Auf Dich selbst schau‘,
Nicht allen trau‘.
Auf Gunst nicht bau‘,
Sei nicht genau!
Halt‘ deinen Bund,
Regier‘ den Mund,
Hüt‘ dich für Sünd‘,
Und bösem Fund!
Der Welt Geschmeiß
Dich stets entreiß‘
Mit höchstem Fleiß
Den Herren preis‘!
In Freud‘ und Scherz,
In Leid und Schmerz,
Dein Sinn und Herz
Gedenk‘ aufwärts!
Halt‘ Dich fein rein,
Sei gern allein,
Lass andere sein,
Getreu es mein‘!
Wer solches liebt,
Daran sich übt,
Wird nicht betrübt,
Gott Freude giebt!
Johann Gottfried Herder
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Und stürmt es was es stürmen mag,
Und schneit es ohne Ende,
Es kam herauf der Siegestag
Der Wintersonnenwende
Zu Schaden ward des Feindes List,
Es siegt der Gott der Sonne,
Nennt ihn getrost den heil’gen Christ,
Den Spender aller Wonne.
Die Finsternis, des Bösen Wort,
Die muss vor ihm zerstieben,
Sein Schwert heißt Wahrheit, und sein Wort
Ist Glauben, Hoffen, Lieben!
Er sinnet Glück und sein Begehr
Ist Frieden zu bescheren,
Der Frühling zieht mit ihm daher,
Dem Könige der Ehren.
So windet denn den Fichtenkranz
Und füllt die Opferschalen
Und lasst den Weihnachtslichterglanz
In alle Herzen strahlen.
Und komme, was nun kommen mag:
Das Dunkel geht zu Ende,
Drum feiert, feiert froh den Tag
Der Wintersonnenwende.
Schulte vom Brühl
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Du weintest einst, als du die Welt begrüßt,
Doch Aller Lächeln grüßte Dein Erscheinen;
Gott gebe, dass, wenn Du die Augen schließt,
Dein Antlitz lächle, während alle weinen.
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Sing‘, bet‘ und geh‘ auf Gottes Wegen,
Verricht‘ das Deine nur getreu,
Und trau‘ des Himmels reichstem Segen,
So wird er bei Dir werden neu;
Denn wer nur seine Zuversicht
Auf Gott setzt, den verlässt er nicht.
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Willst Du, o Herz, ein heit’res Ziel erreichen,
Musst Du in eigner Angel schwebend ruh’n;
Ein Thor versucht zu gehn in fremden Schuh’n,
Nur mit sich selbst kann sich der Mann vergleichen!
Ein Thor, der aus des Nachbars Bubenstreichen
Sich Trost nimmt für das eigne schwache Thun,
Der immer um sich späht und lauscht und nun
Sich seinen Wert bestimmt nach falschen Zeichen!
Thu‘ frei und offen, was Du nicht kannst lassen,
Doch wandle streng auf selbst beschränkten Wegen
Und lerne früh nur D e i n e Fehler hassen!
Dann gehe mild den anderen entgegen;
kannst Du Dich selbst nur fest zusammenfassen,
So hängt an Deine Schritte sich der Segen.
Gottfried Keller
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Ein getreues Herz zu wissen,
Ist des höchsten Schatzes Preis.
Der ist selig zu begrüßen,
Der ein treues Herze weiß.
Mir ist wohl beim höchsten Schmerz,
Denn ich weiß ein treues Herz.
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Im Herzen fröhlich, im Sinnen ehrlich,
Im Reden züchtig, in Taten tüchtig,
Auf Gott vertrauen und selber schauen:
Das sind die Waffen, die Frieden schaffen.
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Wer offen Dir die Fehler sagt,
Ob es Dich auch verletzt,
Nicht schmeichelt oder wie’s behagt,
Die Worte sorgsam setzt,
Der ist führwahr weit mehr Dein Freund,
Als der, der schmeichelnd stets erscheint.
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Pflege die Blume der Freundschaft sorglich mit liebenden Händen,
Leichtlich welket sie Dir, lässt Du sie achtlos erblüh’n.
Ach! Und die Freuden, die edlen, die solche Blumen Dir spenden,
Schätzest Du leicht erst zu spät, wenn ihre Blüte dahin.
Marie Beeg
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Es liebt die Welt, das Strahlende zu schwärzen,
Und das Erhab’ne in den Staub zu zieh’n;
Doch fürchte nichts! Es gibt noch schöne Herzen,
Die für das Hohe, Herrliche erglüh’n.
Schiller
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Wer keine Freunde an der Welt hat, an dem hat die Welt auch keine Freude.
Auerbach
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Was ist es mit dem Leben,
Doch für ’ne arge Not,
Muss leiden und muss sterben
Zuletzt den bittern Tod.
Kam ich doch auf die Erden
Ganz ohne Wunsch und Will‘,
Ich weiß es nicht von wannen,
Und kenn‘ nicht Zweck und Ziel.
Es tritt die bunten Auen
Nur einmal unser Fuß,
Für kurze Zeit nur tauschen
Wir Händedruck und Gruß.
Und was uns auch von Freuden
Und Leiden zugewandt,
Das mehret und das mindert,
Sich unter Menschenhand.
Drum lasset uns in Freundschaft
Einander recht versteh’n,
die kurze Strecke Weges,
Die wir zusammengeh’n!
Ludwig Anzengruber
***
Von jedem Wege, den Du bist gegangen,
Bringst Du an dem Gewand ein Stäubchen mit
Von Jedem, der Dir durch das Leben schritt,
Bleibt eine Spur an deiner Seele hangen.
A. Zink
***
Wer mit dem Leben spielt,
Kommt nie zurecht.
Wer sich nicht selbst befiehlt,
Bleibt immer Knecht.
***
Ein Menschenherz ist wie die Blume
Die blühend auf dem Felde steht,
Die heute lustig prangt und duftet,
Die morgen schon der Wind verweht.
Die Blumen waren einstens Sterne
Und flammten hell in heil’ger Pracht,
Drum weinen auch die Blumen alle
In sternenheller Sommernacht. –
Ein Menschenherz ist ein vom Himmel
Herabgesunkner, lichter Stern,
Drum fühlt das Herz ein tiefes Sehnen,
Nach einer Heimat, die ihm fern!
Rittershaus
***
Ein treu Gedenken, lieb Erinnern,
Das ist die herrlichste der Gaben,
Die wir von Gott empfangen haben –
Das ist der gold’ne Zauberring,
Der auferstehen macht im Innern,
Was uns nach außen unterging.
Bodensteht
***
Willst du hienieden zufrieden werden,
Da nun einmal nichts vollkommen auf Erden,
So musst Du in Geduld Dich schicken,
Und da, wo’s niedrig ist, Dich bücken.
***
Freundschaft und Liebe im schönen Verein
Erhalten dem Leben den Jugendschein.
***
Eines schickt sich nicht für alle!
Sehe jeder, wie er’s treibe.
Sehe jeder, wo er bleibe,
Und wer steht, dass er nicht falle.
***
Du schöpfest an den Quellen
Und an des Meeres Wellen
Gleich viel in Deinen Wasserkrug:
Drum hege keine Sorgen
Für heute oder morgen;
Denn wer zufrieden, hat genug.
Aus Indien
***
Efeu und zärtlich Gemüt
Heftet sich an und grünt und blüht.
Kann es weder Stamm noch Mauer finden,
Es muss verdorren, es muss verschwinden.
Johann Wolfgang von Goethe
**********
Das Wahre suchen und das Schöne lieben,
Das Gute üben,
Kein edler Ziel als dieses kann im Leben
Ein Mensch erstreben.
***
Echtes ehren, Schlechtem wehren,
Schweres üben, Schönes lieben!
***
Es ist auf Erd‘ kein schöner Kleid
Denn Tugend, Ehr und Redlichkeit,
Je länger man dasselbe trägt,
Je mehr es ziert und wohl ansteht.
Wandspruch auf der Wartburg
***
Den preis‘ ich glücklich, der am eig’nen Herd
Genüge fand, und dem mit lautem Schlage
Das Herz tief in der Brust klopft, wenn ihm winkt
Des festgebauten Hauses blanker Giebel;
Ihm wird das Kleinste lieb, weil sich um alles,
Dem Efeu gleich, Erinn’rung freundlich rankt.
O pflegt das Heimgefühl in Euern Kindern
Und nährt in ihnen jenen stillen Sinn,
Durch den das vielbewegte Menschenherz
Zusammenwächst mit unscheinbaren Dingen,
Mit Kleinigkeiten, die die Welt verlacht.
Es drängt und treibt der Geist der Zeit nach außen,
Und rastlos jagen viele durch die Welt,
Nach neuen Reizen täglich neu verlangend;
Und ehe sich das Herz erschloss zur Blüte,
Verwelkt es kümmerlich in kalter Brust.
Wer heimisch sich in seinem Hause fühlt,
Der fliegt nur gleich den Bienen in die Weite,
Um Honig einzusammeln in die Zelle
Und des erworb’nen Schatzes sich zu freu’n;
Auch wird nur der ein tüchtig Glied des Ganzen,
Der seine Kräfte übt im kleinen Kreis
Und frei sich fügen lernt in engen Schranken.
O pflegt das Heimgefühl in Euern Kindern!
Der Tugend beste Pflanzstatt bleibt das Haus.
Julius Sturm
***
Das Leben soll die Erde sein,
Darin die Weisheit Wurzel schlägt,
Und pflanzt ihr hier den Kern nicht ein,
Wächst auch kein Baum, der Früchte trägt.
Friedrich von Bodenstedt
***
Schließ‘ das Aug‘ und harre still,
Was der Herr Dir senden will.
Viel gewinnt, wer wenig heischt,
Viel gehofft, ist viel getäuscht,
Viel gestrebt, ist viel gestritten,
Viel geliebt, ist viel gelitten.
S.H. Mosenthal
***
Vor Menschen ein Adler, vor Gott ein Wurm,
So stehst du fest im Lebenssturm,
Nur wer vor Gott sich fühlet klein,
Kann vor den Menschen mächtig sein.
E.M. Arndt
***
Wenn der Herr ein Kreuze schickt,
Lasst es uns geduldig tragen;
Betend zu ihm aufgeblickt,
Wird den Trost er nicht versagen.
Drum es komme, wie es will,
In dem Herren bin ich still.
Ist auch oftmals unser Herz
Schwach und will wohl gar verzagen,
Wenn es in dem stärksten Schmerz
Keinen Tag der Freud’sieht tagen,
Sagt ihm: komm‘ es, wie es will,
In dem Herren ist man still.
Darum bitt‘ ich, Herr, mein Gott,
Lass mich immer glaubend hoffen,
Dann, dann kenn‘ ich keine Not,
Gottes Gnadenhand ist offen.
Drum es komme, wie es will,
In dem Herren bin ich still.
E. v. Willich
***
Die Stätte, die ein guter Mensch betrat,
Ist eingeweiht; nach hundert Jahren klingt
Sein Wort und seine Tat dem Enkel wieder.
Johann Wolfgang von Goethe
***
„Behüt‘ Dich Gott!“ So heißt das Wort,
Das man sich sagt beim Scheiden,
Weil sich in dieses eine Wort
Die besten Wünsche kleiden.
Behüt’d Dich Gott in Freud‘ und Leid!
Behüt‘ Dich Gott zu jeder Zeit!
***
Draußen nicht im wildbewegten Leben,
Wo die Menschheit auf und niederwallt,
Wo der Lebensmarkt von tausend Stimmen
Wirr und gellend täglich widerhallt,
Draußen nicht wirst Du die Kränze finden,
Die der Erde reinstes Glück verleih’n;
Denn in jenem bunten Weltgedränge
Kann das Schöne nimmermehr gedeih’n.
Weißt Du, wo die lichten Blumen blühen,
Die da bilden unsres Lebens Kranz?
Weißt Du, wo der Tau sie lieblich tränket,
Wo sie duften in der Sonne Glanz?
Nur Dein Haus, Dein Haus nur ist der Boden,
Nur in ihm das milde, weiche Land,
Das sie fröhlich keimen läßt und wachsen,
Das zum Kranz sie bietet Deiner Hand.
Blüh’n sie da nicht, suchst du sie vergebens,
Friede, Liebe, Treue, Ruhe, Glück;
Ach! Dann wirst Du nirgendwo sie finden,
Läufst danach und kommst doch leer zurück.
Mag manch‘ Traumbild farbig Dich umgaukeln,
Mag wie Feuer Dich der Wahn umglüh’n:
Sonnig doch ist’s nicht in Deinem Herzen,
Steht Dein Haus nicht rein und frisch und grün.
***
Zwei Bücher sind dir aufgetan,
Die Liebe Gottes zu zeigen an:
Es ist die Bibel und die Natur;
In beiden erkennst Du die göttliche Spur –
In Wort und Tat, in Geist und Sinn.
Schlag‘ auf und lies recht fleißig drin!
***
Zwischen starrenden Gletscherwänden,
Zwischen Felsen und Talgeländen,
Nirgends klaffen so tiefe Spalten,
Wie zwischen Versprechen, Geben und Halten.
Oskar Blumenthal
***
O heischt nicht, dass man kühl und achtsam
im Grenzbild seiner Kräfte lebt
und dass man niemals unbedachtsam
das eigene Können überstrebt.
Der Selbstvergrößerung Rausch und Wonne
erhält lebendig mich und dich –
denn jeder braucht wie Luft und Sonne,
den Aberglauben an sein Ich.
Oskar Blumenthal
***
Das ist ein häßliches Gebrechen,
wenn Menschen wie die Bücher sprechen.
Doch reich und fruchtbar sind für jeden
die Bücher, die wie Menschen reden!
Der satte Reichtum hat’s ausgemacht,
dass Armut niemandem Schande macht.
Die Schlemmer lehren am vollen Tisch,
wie Salz und Brot hält die Wangen frisch.
Die Tauben gurren vom Dachesrand:
„Nehmt lieber den Sperling in die Hand!“ …
Und die Dummen fassten den Mehrheitsbeschluss,
dass stets der Klügere nachgeben muss.
Bei Opern macht oft gleichen Kummer
Das Tonwerk wie das Textgedicht:
Die Dichtung reizt die Lust zum Schlummer,
Doch die Musik erlaubt ihn nicht.
Wer immer nach dem Nutzen strebt,
Der glaubt wohl, dass er ewig lebt,
Sonst würd‘ er vor der Frage stutzen:
Am letzten Tag, wo bleibt der Nutzen?
Oskar Blumenthal
***
Das Leben, Freund, misst nicht nach Tag und Nacht,
Misst, wie ein Buch, nach dem was d’rin zu lesen:
Je mehr Du hast erlebt, gefühlt, gedacht,
Je länger ist dein Erdenpfad gewesen.
Victor Blüthgen
***
Es blüht ein schönes Blümchen auf unserer grünen Au,
Sein Aug‘ ist wie der Himmel, so heiter und so blau.
Es weiß nicht viel zu reden, und alles, was es spricht,
Ist immerdar dasselbe, ist nur: Vergissmeinnicht!
***
Die Religion ist die Wurzel des menschlichen Daseins.
***
Wenn Du im Leib und nach Mitleid bangst,
Geh‘ in den grünen Wald;
Der Trost, nach dem Du heiß verlangst,
Gib acht, er wird dir bald!
Mit tausend Augen, tief und lind,
Blickt die Natur Dich an,
So treu wie nur ihr liebstes Kind
Die beste Mutter kann!
Von Menschen kommt die Not und Pein,
Die Welt hat Trug und List,
So flüchte dich, wo Du allein
Mit Gottes Liebe bist!
Da schmilzt das starrste Erdenleid,
Ach, alles, was Dich kränkt,
Im Flammengruß der Herrlichkeit,
Die Er Dir täglich schenkt.
Bernhard Endrulat
***
Lass der Sonne Glanz verschwinden,
Wenn es in der Seele tagt,
Wir im eignen Herzen finden,
Was die ganze Welt versagt.
Johann Wolfgang von Goethe
***
September
Gemäht sind die Felder, der Stoppelwind weht,
hoch droben in Lüften mein Drache schon steht,
die Rippen von Holz, der Leib aus Papier,
zwei Ohren, ein Schwänzlein sind all seine Zier.
Und ich denk: So drauf liegen im sonnigen Strahl –
ach, wer das doch könnte, nur ein einziges Mal!
Da guck ich dem Storch in das Sommernest dort:
Guten Morgen, Frau Storchen, geht die Reise bald fort?
Ich blick in die Häuser zum Schornstein hinein:
Papachen, Mamachen, wie seid ihr so klein!
Tief unter mir seh ich Fluß, Hügel und Tal –
ach, wer das doch könnte, nur ein einziges Mal!
Und droben, gehoben auf schwindelnder Bahn,
da fass ich die Wolken, die segelnden, an;
ich lass mich besuchen von Schwalben und Kräh’n
und kann selbst die Lerchen, die singenden, sehn,
die Englein belausch‘ ich im himmlischen Saal –
ach wer das doch könnte, nur ein einziges Mal!
Victor Blüthgen
***
Das Glück
Was ist das Glück? –
Nach jahrelangem Ringen,
Nach schwerem Lauf ein kümmerlich Gelingen,
Auf greise Locken ein vergoldend Licht,
Ein spätes Ruhen mit gelähmten Schwingen -?
Das ist es nicht.
Das ist das Glück:
Kein Werben, kein Verdienen!
Im tiefsten Traum, da ist es dir erschienen,
Und morgens, wenn du glühend aufgewacht,
Da steht’s an deinem Bett mit Göttermienen
Und lacht und lacht!
Bernhard Endrulat
***
Hüt dich vor Wünschen…
Hüt‘ dich vor Wünschen, Menschenkind!
Die guten flattern fort im Wind
Und keiner ist, der taubenfromm
Zurück mit grünem Ölblatt komm!
Die schlimmen hascht der Teufel ein
Und stutzt nach seinem Sinn sie fein,
Erfüllt sie dir zu Leid und Last,
Wenn du sie längst bereuet hast.
Bernhard Endrulat
***
Trost
Es gibt ein stilles Friedensreich,
Wohin kein Seufzer dringt,
Das unsre Seele sanft und weich,
Wie Muttergruß umklingt.
Und wenn es noch so dunkel ist,
Von dort blinkt Dir ein Stern,
Und wenn du noch so traurig bist,
Dort weilst Du froh und gern,
Als fändest Du auf lichten Höh’n,
Beglückt und schmerzbefreit:
Dies Reich, so lieb, so fromm und schön,
Es ist die Kinderzeit.
Ebeling
***
Feiger Gedanken bängliches Schwanken,
Weibisches Zagen, ängstliches Klagen
Wendet kein Elend, macht Dich nicht frei.
Allen Gewalten zum Trotz sich erhalten,
Nimmer sich beugen, kräftig sich zeigen,
Rufet die Arme der Götter herbei.
Johann Wolfgang von Goethe
***
Baue nach Lust Dein Feld,
Nach Deinem Bedarf Dein Haus,
Und sieh auf die tolle Welt
Behaglich zum Fenster hinaus!
Rückert
***
Musst Hammer oder Ambos sein!
Dies Dichterwort mag weise klingen;
Doch die Erfahrung schüttelt: Nein,
Ein Schmied lern‘ sein vor allen Dingen!
Richard Schmidt-Cabanis
***
Wär‘ noch so viel Dir auch beschwert
Vom Wissen, gern will ich Dir’s gönnen;
Wohl hat das Wissen hohen Wert,
Doch Deinen Wert gibt Dir dein Können.
Emil Rittershaus
***
Der Dornen viel und wenig Blüten
hat mir gebracht des Lebens Mai,
und ohne Blitz und Sturmeswüten
zog auch mein Sommer nicht vorbei.
Nicht immer reiften mir die Trauben,
draus süßen Labetrank man presst,
doch meiner Seele Sonnenglauben
trotz alledem – ich hielt ihn fest.
Emil Rittershaus
***
Bewahre stets des Herzens stillen Frieden
Dir immerdar als köstlichen Gewinn.
Und was der gute Gott Dir auch beschieden,
Ertrage es mit gläubig frohem Sinn.
***
Text aus der Bibel (Korinther 13:1-3, 12-13)
Wenn ich mit Menschen und mit Engelszungen redete,
Und hätte der Liebe nicht,
So wär‘ ich ein tönend Erz,
Oder eine klingende Schelle.
Und wenn ich weissagen könnte,
Und wüßte alle Geheimnisse
Und alle Erkenntnis,
Und hätte allen Glauben, also
Daß ich Berge versetzte,
Und hätte der Liebe nicht,
So wäre ich nichts.
Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe,
Und ließe meinen Leib brennen,
Und hätte der Liebe nicht,
So wäre mir’s nichts nütze.
Wir sehen jetzt durch einen Spiegel
In einem dunkeln Worte;
Dann aber von Angesicht zu Angesichte.
Jetzt erkenne ich’s stückweise,
Dann aber werd ich’s erkennen,
Gleich wie ich erkennet bin.
Nun aber bleibet Glaube, Hoffnung, Liebe, Diese drei;
Aber die Liebe ist die größeste unter ihnen.
***
Wenn es Dir übel geht, nimm es für gut nur immer,
Wenn Du es übel nimmst, so geht es dir noch schlimmer.
Rückert
***
Zürnt Dein Freund mit Dir, so verschaffe ihm eine Gelegenheit, Dir einen großen Gefallen zu erweisen. Darüber muss sein Herz zerfließen, und er wird dich wieder lieben.
Jean Paul
***
Sich selbst bekämpfen ist der allerschwerste Krieg,
Sich selbst besiegen ist der allerschönste Sieg.
Friedrich Freiherr von Logau
***
Weil du mich, Freund, beschenkst mit dir,
So dank ich billig dir mit mir.
Nimm hin deswegen mich für dich;
Ich sei dir du; sei du mir ich.
Friedrich Freiherr von Logau
***
Bilde das Auge, übe die Hand:
Fest wird der Wille, scharf der Verstand.
***
Lass fliehen, was sich nicht halten läßt,
Den leichten Schmetterling lass schweben,
Und halte nur Dich selber fest;
Du hältst das Schicksal und das Leben.
E.M.Arndt
***
Das walte Gott! Mehr braucht es nicht
Wer dies Gebot von Herzen spricht
Darf an sein Werk mit Freuden gehn
Und treuer Hülfe sich versehn.
Und wär die Last auch noch so schwer
Und drohten Feinde rings umher
Er macht den Trotz der Welt zum Spott
der fromme Spruch : „Das walte Gott !“
***
Tief gewurzelt, gleich der Eiche
Steh‘ dein Leben fest und lang;
Von des Schicksals hartem Streiche
Fürchte nie den Untergang
Nur das Bild der Tugend trage
Bis an’s Ende deiner Tage
***
Der beste Freund ist in dem Himmel
Auf Erden gibt’s der Freunde viel
Doch in dem falschen Weltgetümmel
Steht Redlichkeit oft auf dem Spiel
Drum hab‘ ich’s immer so gemeint :
„Mein Jesus ist der beste Freund.“
***
Es ist ein tiefer Segen
Der aus dem Wort Dir spricht:
„Erfülle allerwegen
Getreulich deine Pflicht.“
Das nehme wahr dein Wille
Wie gleichen Pendelschlag
Der nur erst, schweigt er stille
Die Ruh‘ dir stören mag.
Welch‘ Ziel Du magst erstreben,
Sei’s nah, sei’s hoch und fern, –
Weiht nicht die Pflicht Dein Leben,
So fehlt Dein guter Stern:
Der Stern, der wunderhelle
Mit reinem Himmelslicht
Von seiner ew’gen Quelle
Dir zum Gewissen spricht.
Das Glück mag bilden, runden,
Erhöh’n und Schmuck verleih’n:
Doch muss, um fest zu gründen,
Die Pflicht geschäftigt sein.
Du freust Dich am Gestalten
Und nennst mit Stolz, was Dein,
Doch wahren und erhalten,
Das kann die Pflicht allein.
Julius Hammer
***
Trennen uns einst ferne Orte
So behalte dennoch lieb
Deren Hand dir diese Worte
Aus dem Herzen nieder schrieb.
***
Lieblich ist der Reiz der Jugend,
Doch die Blüten fallen ab;
Aber Edelmut und Tugend
Folgen uns noch übers Grab.
G.A. Neuhofer
***
Die Welt ist so groß
das Herz ist so klein
doch schließt es das ganze Weltall ein.
Das Weltall aber mit seiner Pracht
das kleine Herz doch nicht glücklich macht.
***
Arbeit ist des Bürgers Zierde,
Segen ist der Mühe Preis;
Ehrt den König seine Würde,
Ehret uns der Hände Fleiß
***
Greift nur hinein ins volle Menschenleben!
Ein jeder lebt’s, nicht vielen ist’s bekannt,
Und wo ihr’s packt, da ist’s interessant.
Johann Wolfgang von Goethe
***
Sei fromm und geh‘ auf guten Wegen
So liebt dich Gott und Jedermann
Kein Unglück möge dir begegnen
Das ist’s, was ich dir wünschen kann.
***
Die Liebe gibt Freude
Die Tugend gibt Ruf
Drum wähle sie beide
Und glücklich bist du.
***
Dein Sinn sei klar,
Dein Wort sei wahr,
Rein dein Gemüt,
Gott dich behüt!
***
Gesundheit, Frieden, Heil und Segen
Sei von der Vorsicht dir geschenkt.
Dir eile schon das Glück entgegen
Woran dein Herz nur wünschend denkt
Dein ganzer Pfad durch’s längste Leben
Sei schön mit Rosen überstreut
Vor Allem sei dir stets gegeben
Das beste Los : „Zufriedenheit“.
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