Während in der schönen Vorkriegszeit die Beschaffung des vielgestaltigen Zubehörs zu Mikroskopie auch dem Minderbemittelten nur selten große Kopfschmerzen machte, wird mancher Naturfreund jetzt gezwungen, die Arbeit auf diesem Gebiet infolge der übergroßen Teuerung einzustellen oder doch wenigstens stark einzuschränken. Es ist oftmals nur mit großen Opfern möglich, notwendige Dinge auf den Arbeitstische zu ergänzen; an neue Anschaffung darf man gar nicht mehr denken. Doch werden wohl nur wenige von einer vollständigen Aufgabe ihrer liebgewonnen Beschäftigung etwas wissen wollen. Die Not der Zeit hat uns wie auf vielen anderen Gebieten Mittel und Wege finden lassen, um die Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen. Vor allem spielt die Selbstanfertigung vieler Gegenstände eine große Rolle, und wer nur den guten Willen und ein wenig Geschick besitzt, dem dürften in vielen Fällen sich keine unüberwindlichen Schwierigkeiten entgegenstellen.
Als ich vor einiger Zeit gezwungen war, mich zur Unterbringung meiner im Laufe der Zeit selbst hergestellten Dauerpräparate nach entsprechenden Mappen und Kästen umzusehen und dabei feststellen musste, dass der Preis für eine der beliebten Mappen zu 20 flachliegenden Präparaten gewaltig gestiegen war, da überlegte ich nicht lange, sondern schritt zur Selbstherstellung, denn den neueste Preis mochte und konnte ich nicht zahlen.
Ich musterte mein Vorrat alter Kartons und fand auch einige in genügender Größe und passend starker Pappe. Die Mappenmaße lieferten mir die seinerzeit käuflich erworbenen. In kurzer Zeit hatte ich eine Reihe Papptafeln entsprechend für 20 Präparate mit einem scharfen Messer ausgeschnitten, sie auf gleichgroße und ausgeschnittene Tafeln geleimt, und schon waren verschiedene Mappen fertig.
Ob man nun alte Kartonpappe verwendet oder neue Tafeln kauft, immer muss man darauf achten, dass die auszuschneidende Pappe genügend stark ist und entsprechende Vertiefungen ergibt, um die Deckgläser der Präparate vor Druck und Beschädigung zu schützen; denn es fehlen die hochgewölbten Deckel.
Als Ersatz hierfür kann genügend starkes hellfarbiges Papier an einem Rande angeklebt werden. Dieses deckt die Mappe und gibt Raum für die Nummer und nähere Bezeichnung des Präparats. Ich selbst habe keine besonderen Deckel angebracht, sondern meine Mappen in einem selbst angefertigten Holzkasten untergebracht.
Der Kasten hat die Form eines vierseitigen Prisma, ist das etwa 1 cm starken Kiefernbrettern (Kistenholz!) gemacht und mit einer vom Ende oder von der Seite einschiebbaren Schublade versehen. Die Schieblade besteht nur aus Boden- und Endbrett, die beiden durch 2 Eckbleche gestützt sind. Die Seitenwände fehlen, damit man mit leichter Mühe die gesuchte Mappe finden und herausnehmen kann.
Am Ende der Schieblade befestigt man einen Griff aus Leder oder Metall, je nach Geschmack. Auch lässt sich in einfacher Weise ein Schloss anbringen.
Die einzelnen Teile des Kastens werden zusammengeleimt. Da jedoch das bloße Zusammenleimen dem Anfänger im Basteln Schwierigkeiten bereiten dürfte, empfiehlt es sich, die Teile zu leimen und gleichzeitig mit Holzschrauben zusammenzuschrauben oder auch zu nageln. Das Leimen ganz wegzulassen ist nicht ratsam, da sonst die notwendige Staubdichtung zu mangelhaft würde.
Ich bin jetzt durch die Anfertigung des Kastens für längere Zeit der Sorge um Unterbringung meiner Präparate überhoben. Die Anfertigung der Mappe kann ja nach Bedarf erfolgen.