Wohl eines der schönsten und lehrreichsten Gebiete des Bastellandes ist der Modellschiffbau. Nun ist aber hier gerade die Herstellung des Rumpfes schwierig und zeitraubend; in größerem Maßstab ist er häufig ohne Hobelbank gar nicht ausführbar, während die Herstellung eines Blechrumpfes wohl den wenigsten gelingen würde. Da soll folgendes Verfahren helfen:
Jeder Bastler weiß, welche große Festigkeit man mit Papier, besonders mit Zeichenpapier, erreichen kann, wenn man es mehrfach übereinanderleimt. Darauf bauend wurde diese Arbeitsweise ausgedacht, an vielen Bauten erprobt und durchaus brauchbar befunden. Zunächst wurden die Hauptabmessungen festgelegt und die Spantenrisse konstruiert, wie Abbildung 1 zeigt.
Nach Abbildung 1 c, in deren linke Hälfte die Vorderansicht, deren rechte die Rückansicht darstellt, wurden die Spanten gefertigt. Das Gerippe des Schiffes besteht nach Abbildung 2 aus den 3 Hauptteilen: Deck (1a), Zielplatte (1b) und Spanten (1c).
In welcher Weise diese Teile ineinandergreifen, zeigt Abbildung 2 sehr deutlich. Setzt man das Gerippe in der angegebenen Weise zusammen, so genügt es, nur an denen in Abbildung 3 bezeichneten Stellen mit einigen Tropfen Syndetikon zusammenzuleimen. Es wäre sogar unpraktisch, etwa die Spanten unten am Deck oder an der Kielplatte anzuleimen, da dann das Herausnehmen des Gerippes aus dem fertigen Rumpf sehr erschwert würde.
Nun leimt man auf dieses Gerippe lauter schmale Streifen aus Zeichenpapier auf, deren Breite sich nach der Größe des Schiffes richtet. Für ein Schiff von 40 cm Länge verwendet man zum Beispiel Streifen von etwa 5 mm Breite. Vorn und hinten leimt man sie zweckmäßigerweise nicht an der Kielplatte selbst an, sondern falzt die Streifen der einen Seite um die Kielplatte um und leimt die der anderen Seite darauf fest. Dadurch erleichtert man sich wieder das spätere Herausnehmen des Gerippes. Auf diese „Planken“ leimt man nun zwei Lagen von Papierstreifen (Schreibpapier), wie Abbildung 5 zeigt.
Bis hierher arbeitet man mit Syndetikon, um schnell einen festen Unterbau zu bekommen. Für die weitere Lage nimmt man Wasser und löslichen Leim (Tischlerleim mit Alaun oder doppelsaurem Kali).
Nun nimmt man einen Streifen von der Länge des ganzen Schiffes und leimt ihn zunächst längs des Decks an. Ist der Leim hier getrocknet, so bestreicht man den ganzen Rumpf und drückt, von vorn beginnend, das Papier an. Wo sich dabei Falten bilden, schneidet man ein, damit sich das Papier übereinanderlegen kann. Das wiederholt man zwei- bis dreimal, jedoch sollte wenigstens die letzte Lage aus starken Zeichenpapier genommen werden. Abbildung 6 veranschaulicht den Vorgang.
Bevor aber die letzte Lage aufgeleimt wird, muss noch der Kiel hergestellt werden, denn die Lage der beiden Seiten reichen ja nur bis an die Kielplatte, die unten heraussieht, und da diese später entfernt wird, würde dann ein Spalt entstehen. Hierzu verwendet man einen Papierstreifen nach Abbildung 7, der an den Linien geritzt und umgebogen wird. Hinten ist der Streifen so breit, um den Kielfortsatz (Abbildung 1B) herzustellen.
Ist nun die letzte Lage getrocknet, so glättet man die Absätze, die durch das Übereinanderlegen des Papieres entstanden sind, mit Messer, Feile und Sandpapier. Dann wird das Ganze noch einmal mit wasserdichtem Leim überstrichen.
Empfehlenswert ist es auch, unter die letzte Lage am Bug einen Blechwinkel einzulegen, um diesem größere Festigkeit gegen Anrennen usw. zu geben (Abbildung 6). Ist alles gut, so hebt man zunächst mit einem Messer vorsichtig das Deck heraus, löst dann die Spanten vom Rumpf und kann diese nun einfach herausheben. Dann löst man auch die Kielplatte und hebt sie heraus. Den Kielfortsatz kann man mit einem Pappstück nach Abbildung 8 ausfüllen, wenn man einen Raddampfer bauen will. Kommt eine Schraubenwelle hinein zu liegen, so unterlässt man es besser, da deren Einbau sonst erschwert würde. Auch wird ja dann der Kielfortsatz durch das Stevenrohr, indem die Schraubenwelle läuft, genügend versteift.
Endlich streicht man den Rumpf auch innern mit Leim aus und überzieht dann das ganze innen und außen mit Asphaltlack.
Ein Motor könnte man dann derart einbauen, dass man ihn auf einem Brettchen montiert, das zwischen zwei hölzernen Spanten sitzt, deren hinteres eine Öffnung zum Durchtritt der Welle hat (Abbildung 9).
Beim Einbau einer Dampfmaschine ist es gut, den Maschinenraum mit Blech auszukleiden.
Ein so hergestellte Rumpf ist sehr fest, dabei elastischer als ein Blechrumpf, der eine Beule bekommen, wenn man ihn hinfallen lässt. Er ist bedeutend leichter herzustellen als ein Rumpf, den man aus einem Holzklotz oder nach der „Butterstullenmethode“ anfertigt, und es besteht auch nicht die Gefahr des Reißens wie bei einem Rumpf, der aus einem massiven Holzklotz hergestellt ist. Das Verfahren eignet sich für alle Größen und dürfte deshalb Bastlern recht wertvoll sein.