n technischen Dingen können wir eigentlich, in unserer zumeist nur das Technische bewertenden Zeit, nie genug lernen. Und dies nicht nur etwa auf einem Gebiet. Überall soll man die Augen aufmachen, denn überall gibt’s etwas zu lernen. Mit all den Stoffen, die uns nahe liegen, wie etwa mit einem Papier, Karton, mit Holz, Draht oder Blech, müsste eigentlich jeder umzugehen verstehen; ebenso müsste eigentlich jeder seinem Taschenmesser alle Geheimnisse entlocken können, alle. Hierzu gehört auch, dass wir verstehen, Papier richtig zu schneiden.
Da mag manch einer meinen, das ist doch gar nicht schwer, das konnte ich schon als ich noch ganz klein war. Nun, ich weiß nicht, ob dir das „S c h n e i d e n“ eines Papiertransparentes, wie wir es hier jetzt vorhaben, mit deinem Taschenmesser auch gleich glücken würde. Versuchen wir es einmal. Verraten können wir dir aber schon jetzt: Dieses Papierschneiden ist nicht etwa verlorene Arbeit, nein, es ist praktisch verwendbar und manch einer von euch wird sich freuen, ganz unscheinbares Papier auf diese Weise zu Geschenkzwecken verwendet zu haben. Papiertransparentschnitt nennen wir diese Technik, weil wir hinter die aus Papier geschnittenen Bilder noch ein oder mehrere bunte, farbige, durchsichte, d. h. transparente Papiere kleben; erst diese leuchtenden, durchsichtige, dünne Flor- oder Seidenpapiere machen eigentlich die Bilder schön.
Zuerst zeichnen wir auf ein Zeichenblatt, wie hier mit Blei, ein einfaches kleines Motiv, flächig und ohne Schatten.
Aber gehen wir einmal folgericht vor. Wer Papiertransparente schneiden will, der schleife zuerst die Spitze seines Taschenmesser – vielleicht an einem Blumennapf – nehme dann ein Blei zur Hand und etwas stärkeres Zeichenpapier und zeichne sich dann ein kleines, bescheidenes Motiv nicht zu groß auf.
Dann schneiden wir mit einem scharfen Messer alle Stellen fort, die später durchsichtiges buntes Papier bekommen sollen.
Wir denken bei diese Zeichnung dann allerdings mehr an die Aufzeichnung einer Silhouette als an eine tonige Wiedergabe der Natur. Ganz vereinfacht in Flächen und breiten Linien müssen wir also die Dinge um uns sehen und auf dem Papier wiedergeben. Ja, wir überlegen uns von vornherein schon, was später ausgeschnitte werden kann und was stehen bleiben muss.
Ist die Aufzeichnung fertig, dann legen wir uns das Blatt auf einen Pappendeckel (an besten eignet sich die alte Rückwand eines zeichenblockes hierfür) und nun beginnen wir mit der Schneidearbeit. Das Messer halten wir steil und fahren an den mit Blei gezeichneten Linien entlang. Sollte bei dem ersten Schnitt das Papier nicht getrennt sein, dann schneiden wir ein zweites Mal dieselbe Linie. So entsteht allmählich ein Bildchen, das nur aus Papierstegen und Flächen, die allerdings zusammenhängen und nicht etwa auseinanderfallen, besteht. Aber nicht nur Landschaften, Blumen, Häuser und Bäume kann man auf diese Art aus dem Papier schneiden, auch Schriften oder Buchstaben, Monogramme und Signets kann man so herstellen.
Zuletzt hinterkleben wir die Papierschnitte mit buntem Papier. Leider können wir hier die schönen bunten Farben nicht erkennen.
Vorläufig sieht solch ein Papierschnitt ja noch recht nüchtern aus und hat noch wenig an sich, wodurch er das Auge erfreuen könnte; aber wir kommen jetzt dazu, aus diesem Papier ein Papiertransparent zu machen. Denn erst in der Durchsicht zeigt solch ein Bildchen, was es kann. Es kann nämlich ganz besoders gut – Fenster schmücken. Dort gehören die Transparente hin, dort erst kommen sie so recht zur Wirkung. Wir besorgen uns also für einige wenige Pfennige zunächst einmal ein buntes Flor- oder Seidenpapier, für eine Nachtstimmung vielleicht in Blau. Aus diesem Bogen nun schneiden wir in genau der Größe des Bildchens ein Stück und kleben es hinter den Papierschnitt. Dieses Kleben nun besorgt man am besten mit Syndetikon oder sonst einem Klebemittel. Mit Syndetikon betupfen wir leicht die Rückseite (nicht bestreichen oder mit großen Klecksen verschmieren), legen das bunte Florpapier genau passen darauf und pressen es schließlich mit Büchern fest. Nach dem Trocknen ist das Bild zum Aufhängen fertig.
Nun möchte aber doch der eine oder andere, dem die erste Arbeit geglückt ist, die Bildchen noch schöner machen. Das kann man auch. So lassen sich z. B. bei einem Stadtbild der Himmel mit blauem Papier unterkleben, sie Dächer mit rotem, die Häuser mit gelbem und die Wiesen mit grünem. Das sieht dann in der Durchsicht am Fenster ganz besonders schön aus. Oder nehmen wir uns einmal einen Blumenstrauß vor. Wollen wir den Blumenstrauß im Papiertransparent recht schön machen, dann müssen wir auch jede Blume nach Möglichkeit mit andersfarbigem Papier unterkleben, die Blätter mit grünem, die Butterblumen mit gelbem, den Mohn mit rotem, die Kornblumen mit blauem usw.
Nun geht es natürlich nicht an, dass wir etwa einfach Kleister nehmen und so das Transparentbildchen an das Fenster pappen. Wir nehmen uns lieben einen Faden Garn oder Seide, knüpfen den an der oberen Kante des Bildchens rechts und links an und picken eine Reißzwecke in die Querleiste des Fensterrahmens. An diese Reißzwecke lässt sich nun bequem das Papiertransparent hängen, ohne dass man befürchten muss, es würde irgend etwas hierdurch beschädigt. Also versuchen wir es einmal. Viele und schöne Dinge liegen hier schon fertig, Blumen, Zeppelins, Flugzeuge, Stadtansichten, Landschaften mit und ohne Bäume, Figuren, Tiere und sonstige Dinge. Und alles sieht recht lustig, recht farbig aus und viele haben schon ihren Eltern, Verwandten und Bekannten durch diese Transparentbildchen eine kleine Freude bereiten können.