Nach Erledigung dieser Vorbemerkungen kann die eigentliche Arbeit beginnen und zwar mit Überziehen von Papptafeln. Als praktische Arbeiten sind zu empfehlen das Aufziehen von Wandkalendern (Almanachen), Landkarten, Stundenplänen, Lottotafeln und Bekanntmachung von Eisenbahnfahrplänen.
Die erste Arbeit ist, das dem gekauften Wandkalender, der Landkarte und dergleichen durch Zuschneiden die richtige und genaue Form gegeben wird. Man bestimmt die Breite, welche der weiße Rand behalten soll, und sticht dieselbe, wenn auf allen vier Seiten etwas abgeschnitten wird, mit dem Zirkel ab.
Ist kein guter Zirkel da, so kann man sich dadurch helfen, dass man einen Papierstreifen a (siehe Abbildung oben) nimmt, denselben mit einem Ende an die gedruckte Einfassungslinie bb anlegt und in der Breite, welche der weiße Rand haben soll, einen Punkt d macht, welcher zugleich auf dem Kalenderrand sichtbar sein muss. Dann überträgt man dasselbe Maß an einer anderen Stelle zum Beispiel, c, macht dort auch einen Punkt und verfährt so an allen vier Seiten. Hierauf werden, wenn man sich nicht getraut, die Ränder mit dem Messer abzuschneiden, in der Richtung der Punkte Linien gezogen, nach welcher dann mit einer Schere geschnitten werden kann.
Aber nur selten werden die Schnitte mit der Schere so gut, als mit dem Messer. Daher sucht man sich auf dem Schneidebrett eine recht glatte Stelle, legt das Blatt, welches vorher genau abgestochen war, darauf und bringt auf dieses das Lineal so, dass dasselbe vermittelst der linken Hand das Blatt festhält. Ehe nun mit dem Messer abgeschnitten wird, muss noch einmal nachgesehen werden, ob das Lineal (aber nicht mit der abgeschrägten Seite) genau an den betreffenden Punkten anliegt. Dann schneidet man, wenn dies der Fall, ganz langsam und ohne mit dem Messer (das aber recht scharf sein muss) zu drücken, beim Lineal herunter (siehe Abbildung oben).
Häufig wird von Anfängern mit dem Messer zu sehr aufgedrückt, hingegen das Lineal weniger festgehalten, so dass dieses leicht verschoben wird. Es muss daher zur festen Regel gemacht werden, stets mit der linken Hand, welche das Lineal hält, fest zu drücken, hingegen das Messer nur ganz leicht zu führen, wenn auch der Schnitt nicht mit einemmal hindurchgeht; dies gilt vom Papierschneiden sowohl als auch vom Pappeschneiden. Das Messer muss so geführt werden, dass der Zeigefinger auf dem Messerrücken zu liegen kommt und so allein den Druck ausübt. Diese Haltung des Messers gilt nur für das Schneiden von Papier oder ganz schwacher Pappe. Beim Zuschneiden vom Pappe hat man das Messer fester anzufassen, wie die Abbildung unten zeigt.
Die Stelle an der Schneide, welche vorn nach der Spitze zu liegt, wird der Bauch genannt, um mit diesem werden alle Schnitte bei Papier, wenn sie gut werden sollen, ausgeführt.
Ist nun der Kalender oder die Landkarte so zugeschnitten, dass der überstehende weiße Rand an allen Seiten gleich breit ist, so sucht man sich ein Stück Pappe, welches etwas größer sein muss als das zugeschnittene Blatt.
Muss eine neue Papptafeln genommen werden, so sehe man zu, dass nicht zum Schaden geschnitten wird. Kinder schneiden gewöhnlich bei Pappe und Papier alle Stücke aus der Mitte heraus, und wenn man sie ohne Aufsicht lassen würde, könnte man eines Tages viele Papptafeln und Papierbogen vorfinden, bei welchen in der Mitte nur ein Stück herausgeschnitten wäre.
Das Zuschneiden der Pappe geschieht auf folgende Weise. Hat man eine neue Papptafeln vorliegen, welche für diesen Zweck nicht über 1 mm stark zu sein braucht, so rechnet man vom Rande, weil dieser nicht zu brauchen ist, 1-2 cm ab, macht je zwei Punkte und verbindet diese durch die Linie a (siehe Abbildung unten), darauf zieht man an dem anderen zunächstliegenden Rande der Pappe eine zweite Linie b wieder 1-2 cm vom Rande entfernt, aber mit dem Winkelmaß, welches man mit dem einen Schenkel an die erste Linie anlegt.
Nachdem die zweite Linie rechtwinklig gezogen ist, wird der zugeschnittene Kalender zum Maßnehmen auf die Pappe gelegt. Das Maß wird so genommen, das an allen vier Seiten die Pappe gegen 3 mm größer ist, als der zugeschnittene Kalender. Nachdem auch die Linien c und d gezeichnet sind, wird das Blatt (der Kalender) weggenommen und die Pappe zugeschnitten; doch kann hierbei nicht genug betont werden, dass dasjenige Stück Pappe, welches gebraucht werden soll, stets, bei allen vier Schnitten, unter dem Lineal liegen muss, denn hat man auch noch sicher und genau das Messer geführt – derjenige Pappenschnitt, welcher vom Lineal abfällt, ist stets schief (er geht unter sich) und für eine gute Arbeit unbrauchbar! –
Eine ganz verwerfliche Art und Weise aber ist es, die Pappe mit der Schere zuschneiden zu wollen; wer dies tut, wird schwerlich eine gute Arbeit erzielen.
Wem aber die ganze Papptafeln zu bequemer und sauberer Bearbeitung zu groß ist, der tut wohl, wenn er sich vorher ein genügend großes Stück Pappe aus der ganzen Tafel heraus schneidet und dieses dann sorgfältig bearbeitet.
Hierauf kann es ihm nicht fehlen – die zu benutzenden Schnitte (a, b, c, d, Abbildung oben) werden stets unter das Lineal kommen. Beim Pappe Zuschneiden wird übrigens das Messer mit der ganzen Hand möglichst weit unten nach der Spitze zu fest angefasst (Abbildung unten).
Wenn der Rücken des Messers in die Fingergelenke zu liegen kommt, kann man sich nicht schneiden, und sollte das Messer in der Hand drücken, so braucht man nur etwas weiches, zum Beispiel Zeug oder Leder um die Messerklinge zu wickeln.
Das Überziehen oder Aufkleben kann auf verschiedene Weise bewerkstelligt werden. Wir wollen diese nacheinander besprechen, da es lauter Vorarbeiten für spätere Gegenstände sind und wir oft darauf zurückkommen werden.
1) Die Papptafeln wird gerändelt oder gerändert und es werden zu diesem Zwecke gleich breite Streifen von farbigen Papier geschnitten, welche aber höchstens dreimal so breit sein dürfen, als die Pappe auf jeder Seite breiter ist, wie der zugeschnittene Kalender. Zwei Stück davon mache man nun etwas länger als die beiden längsten Seiten der Pappe, um sie an den kürzeren Seiten herumschlagen zu können. Diese beiden Streifen werden übereinander auf eine Anstreichpappe oder ein Anstreichblech gelegt, unten mit zwei Fingern gehalten und von den Fingern aus nach oben (ja nicht umgekehrt) mit dem Pinsel, der Stärkekleister enthält, gestrichen (Pinselführung siehe Abbildung).
Hierauf werden die Finger hinweggenommen und nur mit den Spitzen derselben die Streifen oben festgehalten, damit der Pinsel von diesen aus jetzt nach unten geführt werden kann. Auf diese Weise können sich die Streifen nicht verschieben, selbst dann nicht, wenn man mehrere aufeinander gelegt hat.
Will man letzteres tun, so schiebe man das Paket Streifen durch gelindes Drücken von der einen langen Seite etwas auseinander, so dass jeder Streifen etwa einen halben Millimeter über den andern hervorragt und streiche herzhaft mit dem Pinsel über dieselben hinweg. Auf diese Weise werden die Streifen auf der Vorderseite weniger beschmutzt, als wenn man jeden einzelnen auflegt und zu jedem einen reinen Fleck auf der Anstreichpappe aussuchen muss.
Nachdem die Streifen angestrichen sind, wird auf einen derselben die Mappe so aufgelegt, dass die Kante derselben auf die Mitte des Streifens zu liegen kommt, und durch leichtes Streichen mit den Fingern beider Hände (von der Mitte nach außen) festgestrichen.
Hierauf werden an den Ecken die Streifen wie bei a (Abbildung oben) schräg geschnitten, doch so, dass die Schere nicht hart an der Ecke der Pappe vorbeischneidet, sondern 1 bis 2 mm stehen lässt, und nun werden die beiden überstehenden Teile fest herumgeklebt.
Wollte man die lange Seite des Streifens zuerst umschlagen, so würden die Ecken nicht gut ausfallen, daher werden die letzteren, nachdem sie herumgeklebt sind, entweder mit dem Nagel des Daumens oder mit dem Falzbein an der Kante oben eingedrückt.
Die übrige lange Seite des Streifens kann auf diese Weise sehr sauber herumgeklebt werden, dass man alles auf ein Stück Makulatur legt und, indem man die Pappe festhält, mit der anderen Hand das Stück Makulatur samt dem Streifen herüberzieht und feststreicht. Bei Papieren, welche leicht abfärben, muss dies Verfahren überhaupt angewandt werden. Ferner ist es feste Regel, der stets nach dem Ankleben der einen Seite zunächst die gegenüberliegende genommen werden muss.
Sowie die beiden langen gegenüberliegenden Seiten angeklebt (gerändert) sind, werden die beiden anderen kürzeren Streifen von der selben Breite wie die ersten zugeschnitten. Aber deren Länge muss auf beiden Seiten wenigstens einen halben Millimeter kürzer sein, als die Länge der Pappe beträgt; denn nie darf das Überzugpapier über die Kanten hinaus stehen. Vor dem Anstreichen und Aufkleben werden dieselben an beiden Seiten ebenfalls schräg geschnitten, jedoch nicht in der Weise wie oben, sondern wie Abbildung unten zeigt, und zwar so, dass das Papier an den Ecken entweder auf beiden Seiten oder nur auf der Vorderseite schräg zu läuft.
Auf jeden Fall muss die schräg geschnittene Seite auf die Vorderseite der Tafel geklebt werden, also auf diejenige, die bis jetzt am glattesten ist, und nicht auf die, auf welche die Streifen herübergeklebt wurden.
Auf dieser vorderen Seite wird nun, nachdem dieselbe überall gerändert ist, der Kalender aufgeklebt. Letzterer wird zu diesem Zweck auf die Anstreichpappe, welcher, wenn sie beschmutzt ist, noch ein Stück Makulatur aufgelegt wurde, gelegt, um mit Kleister bestrichen zu werden.
Doch ist hierbei zu bemerken, dass der Pinsel stets von der Mitte nach den Seiten, nicht umgekehrt, zu führen ist, denn sonst schlägt sich leicht eine Ecke um, und die farbige Seite des Papiers wird vom Klebstoffe verunreinigt.
Nachdem das Blatt gleichmäßig mit Kleister bestrichen ist, wird es auf die geränderte Papptafeln gelegt, so dass der bunte Rand überall gleichbreit übersteht. Wenn es dann mit der Hand leicht angedrückt worden ist, so dass es sich nicht mehr verschieben lässt, wird noch ein Stück Makulatur darauf gelegt und mit beiden Händen fest angerrieben. Ein Falzbein hierbei anzuwenden ist nicht nötig, ja es kann die Arbeit sogar verderben.
Ist die überzogene Tafel (Kalender) fertig und trocken, so wird sie sich konkav, das heißt nach der Vorderseite hohl geworfen haben, welches dadurch zu beseitigen ist, dass man auf die Hinterseite ebenfalls ein Stück Papier möglichst von derselben Stärke klebt; denn wollte man ein stärkeres nehmen, als der aufgezogene Kalender ist, so würde sich die Tafel wieder nach der anderen Seite werfen.
Bei Wandkalendern, welche aus zwei gleichen Blättern (Januar bis Juni und Juli bis Dezember) bestehen, regelt sich dies übrigens von selbst. Und um die Tafel an der Wand zu befestigen, schlägt oder sticht man oben in die Mitte ein Loch ein, durch welches man ein Faden durchziehen kann.
Ist es eine Landkarte, überhaupt ein Gegenstand, der nur auf einer Seite gebraucht wird, so kann, ehe man die Hinterseite überzieht, vorher noch ein Bändchen mit Ring oder ohne denselben befestigt werden. Soll das erstere Geschehen, so braucht das Bändchen höchstens 4 cm lang und 3-4 mm breit zu sein (Stickbändchen). Es wird durch den Ring gezogen, in der Mitte zusammengelegt und mit beiden Enden auf der Hinterseite der Papptafeln genau oben in der Mitte festgeklebt. Soll es aber ohne Ring zum Aufhängen dienen, so dürfen die Enden nicht genau auf-, sondern müssen gekreuzt nebeneinanderliegen. Hierzu wird auch das Bändchen etwas breiter und 4 cm lang genommen.
2) Es wird, nachdem die Pappe zugeschnitten ist, ein Stück buntes Papier von der Größe hergerichtet, dass es an allen vier Seiten um 1 bis 2 cm größer ist als die Pappe. Ist dieses Stück zugeschnitten, so wird es angestrichen und die Pappe so darauf gelegt, dass das Überstehende gleichbreit hervorragt. Hierauf werden die Ecken ebenso schräg geschnitten, wie beide Streifen (siehe vorige Verfahrungsweise), und auch zwei gegenüberliegende Seiten zuerst herum geklebt, darauf die Ecken mit dem Pfalzbein oder Daumennagel eingekniffen und sodann die beiden überstehenden Seiten herübergezogen.
Der Sauberkeit wegen tut man wohl, das Überstehenden mit Hilfe eines Makulaturblattes herüberzuziehen und fest zu streichen. Soll hier ein Bändchen oder Ring befestigt werden, so macht man es in derselben Weise, wie vorher bei geränderten Tafeln, nur dass hier kein ganzes Blatt die Rückseite zu decken braucht, sondern nur ein kleines Stückchen Papier von derselben Farbe, dem man noch die Gestalt eines Wappens geben kann. (Letzteres Verfahren wird auch angewandt, wenn an einem gebrauchten Gegenstand der Ring abgegangen ist.) Ist nun die Rückseite mit dem Ring fertig, so klebt man auf die Vorderseite die Landkarte ganz in der Weise wie vorher angegeben.
3) Es kann eine Landkarte auch so aufgezogen werden, dass man dieselbe gleich, wie sie ist, das heißt nicht zugeschnitten, auf ein ebenso unvorbereitetes Stück Pappe klebt und diese dann, nachdem die Arbeit recht trocken geworden ist, in der vorher angegebenen Weise zurecht schneidet.
Man verfährt dabei genauso, wie früher, und misst entweder mit dem Zirkel von den gedruckten Endfassungslinien aus den Rand gleichbreit ab, oder mit einem Streifen Papier, welches häufig sicherer und bequemer ist (vergleiche Abbildung unten).
Ist dies geschehen, so öffnet man den Zirkel soweit, als die Breite der Einfassung aus buntem Papier betragen soll. Hierauf legt man den einen Schenkel des Zirkels an die Kante der zugeschnittenen Karte und zieht den anderen Schenkel, indem man dem Zirkel schräg nach sich hält, am Rande herunter (Abbildung unten).
Verfährt man in dieser Weise auf allen vier Seiten, so ist die Breite vorgezeichnet, wo später die Streifen genau angelegt werden können. Das Rändern durch bunte Streifen geschieht überhaupt in der angegebenen Weise.